Unser erste Gast-Post wurde von Katharina geschrieben, eine Ehefrau und Mutter von zwei wunderbaren Mädchen im Alter von vier und sechs Jahren, die beide als Frühchen auf die Welt gekommen sind.
Durch ihre persönliche Reise, von Gebärmutterfehlbildungen bis zu angeborenen Herzfehlern, teilt Katharina ihre Erlebnisse und Entdeckungen, wie ihre Familie Stärken aus Schwierigkeiten schöpft. Sie teilt ihre tiefgreifenden Erfahrungen in ihrem Blog und erinnert uns daran, niemals die Hoffnung aufzugeben, auch wenn das Leben manchmal überwältigend erscheint.
Mein Name ist Katharina. Ich habe zwei Kinder, vier und sechs Jahre alt, die beide zu früh auf die Welt gekommen sind. Nachdem eine Fehlbildung in meiner Gebärmutter festgestellt wurde und ich eine Fehlgeburt erlitten habe, konnte ich mir kaum vorstellen, dass es mit Kindern mal klappen würde. Doch wir hatten Glück. Nur ein paar Wochen nach der Fehlgeburt wurde ich erneut schwanger mit einem Mädchen.
Unsere Tochter war von Anfang an sehr klein, lag in Beckenendlage und hatte durch die Fehlbildung keinen Platz, um sich zu drehen oder zu bewegen. Vom ersten Tag der Schwangerschaft gehörten Sorgen zu unserem Leben dazu. Aber so ist es nun mal: Sobald man Kinder hat, hat man Angst.
Im Frühling 2017, am Geburtstag meines Mannes, wurde unsere erste Tochter vier Wochen zu früh, aber per geplantem Kaiserschnitt auf die Welt geholt. Eine Steißgeburt wäre möglich gewesen, doch das Risiko wollten wir nicht eingehen. Zu groß war die Gefahr, dass durch die Fehlbildung Schwierigkeiten auftreten würden. Die Geburt verlief ohne Komplikationen. Unser Baby war zart und benötigte Unterstützung beim Atmen und musste sofort auf die Intensivstation gebracht werden, glücklicherweise nur für ein paar Tage.
Das Stillen war eine Qual. Unser Baby war sehr hungrig, aber viel zu schwach, um gegen die Mengen an Muttermilch, die mein Körper produzierte, anzukommen. Als Konsequenz schrie unsere Tochter nach Nahrung, bekam sie, verschluckte sich daran und schrie weiter, während ich am Boden zerstört, verzweifelnd und weinend alles versuchte, um sie zu beruhigen.
Es war eine harte, frustrierende Prozedur. Ich traute mich kaum in die Öffentlichkeit, wenn ich befürchten musste, dass unsere Tochter Hunger bekommen würde; der Gedanke, vor anderen Menschen zu versagen und mit einem schreienden Baby die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, macht mich fertig. Also blieb ich zuhause oder in geschützten Räumen.
Nach drei Monaten gab ich auf. Ich entschied mich dazu, auf die Flasche umzustellen und griff neben der Muttermilch zu Babynahrung. Mein schlechtes Gewissen meldete sich Stunde für Stunde. Es gab es ein paar Menschen, die mir erklärten, wie sehr die Bindung zwischen mir und meinem Baby gefährdet war, würde ich sie nach drei Monaten schon abstillen. Außerdem wäre so der natürliche Schutz vor Krankheiten weniger gewährleistet.
Zu lange habe ich mich davon beeinflussen lassen. Ich fühlte mich wie eine Rabenmutter und hatte panische Angst, keine gesunde Beziehung zu meiner Tochter zu entwickeln. Heute weiß ich: Das ist Unsinn. Die Bindung zu meiner Tochter ist unglaublich eng und intensiv. Sie liebt es zu kuscheln, sie sucht Nähe und sie hat sich sehr gut entwickelt. Doch obwohl sie einige Schwierigkeiten im Alltag hat (sie ist motorisch verzögert, fährt beispielsweise noch kein Fahrrad und hat dazu Probleme mit den Augen), hat sie sich davon nie entmutigen lassen.
Einige Zeit danach machte sich unsere zweite Tochter auf den Weg. Auch sie hatte nur wenig Platz in der Gebärmutter, daher waren wir auf eine Frühgeburt eingestellt. In der Schwangerschaft stellte man fest, dass sie einen angeborenen Herzfehler hat. Anfangs war nicht klar, wie schwerwiegend dieser war. Doch nach einigen Wochen stand fest, dass sie operiert werden musste.
Die Operation am offenen Herzen wurde durchgeführt, als sie zehn Wochen alt war. Für uns eine Zeit voller Ängsten, Sorgen und Verzweiflung. Ich fuhr zwischen großer und kleiner Tochter hin und her, wusste nicht, wo mir der Kopf stand oder wie ich das alles schaffen sollte. Ich funktionierte nur noch. Meinem Mann ging es ähnlich.
Glücklicherweise ging die Operation gut aus. Heute, vier Jahre später, sind wir im Alltag angekommen. Die kleine Kämpferin braucht keine Medikamente. Sie ist klein, sehr zart und auch in manchen Bereichen entwicklungsverzögert. Aber sie kämpft jeden Tag und ist unglaublich tapfer.
Leider gibt es nun eine neue Auffälligkeit im Herzen, die sich nicht mehr positiv verändern kann, sondern die Herzfunktion langfristig lebensgefährlich beeinträchtigt. Daher ist klar, dass unsere Tochter nochmal operiert werden muss. Ob in zwei oder in fünf Jahren, das kann noch niemand sagen.
Unser Leben ist nicht immer einfach. Oft komme ich an Grenzen, die mich in die Knie zu zwingen scheinen. Aber das ist keine Option. Unsere Kinder sind unser Leben und die ganzen Herausforderungen gehören dazu. Es klingt hart- aber manche Familien haben das Schicksal viel härter getroffen als uns. Wir haben es auch schwer, das ist wahr. Vor allem unsere Tochter, die so viele Untersuchungen, so viele Schmerzen und so viel Stress auf sich nehmen muss.
Aber ich kann all´ das, den Druck, die Angst, nur ertragen, in dem ich mich mit unserer Situation auseinandersetze. Wir müssen aus jedem Tag das Beste herausholen. Positiv denken. Unser Leben so annehmen, wie es ist.
Manche Dinge können wir nicht ändern. Aber wir sind stark. Unsere Hoffnung bleibt, dass irgendwann alles gut wird. Auch wenn es manchmal nur kleine Schritte sind.
Katharinas Frühchen
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